Der SVVK-ASIR weitet seine Engagement-Tätigkeit stark aus.
In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat der SVVK-ASIR seine Engagement-Aktivitäten im Dialog mit Unternehmen intensiviert. Häufigster Auslöser für einen Dialog waren dabei schwere Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen.
In den Jahren 2020 und 2021 führte der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen SVVK-ASIR mit 170 bzw. 164 Unternehmen einen Engagement-Dialog – eine Zunahme um rund 180% seit dem letzten Bericht (2019), wie aus dem jetzt veröffentlichten Engagementbericht 2020-22 hervorgeht.
Damit stieg auch die Anzahl erfolgreich abgeschlossener Engagements auf 9 (2020) respektive 17 (2021) Fälle. Trotz wachsendem Fokus auf das Thema «Klimawandel», bleiben die häufigsten Auslöser für einen Engagement-Dialog schwerwiegende Verletzungen fundamentaler Rechte von Arbeitnehmenden, der lokalen Bevölkerung oder auch der Gesellschaft als Ganzes.
Bei aller Statistik darf aber nicht vergessen gehen, dass die Themen manchmal eng miteinander verknüpft sind: So gehen Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme oft Hand in Hand. Dies zeigen sowohl die im aktuellen Bericht präsentierte Fallstudie zu Andritz AG als auch der thematische Fokus auf den Kakao-Anbau.
Fallstudie: Nachhaltigkeitsrisiken von Staudamm-Projekten
Staudämme können schwerwiegende Folgen für die lokalen Ökosysteme haben und damit der lokalen Bevölkerung die Lebensgrundlage entziehen. Der österreichische Maschinen- und Anlagenbauer Andritz AG war Hauptzulieferer mehrerer besonders kontroversen Staudamm-Projekte der jüngeren Vergangenheit. Dies teilweise selbst zu einem Zeitpunkt noch, als andere internationale Parteien auf öffentlichen Druck hin bereits ausgestiegen waren. 2020 intensivierte der SVVK-ASIR zusammen mit seinem Partner den Dialog mit dem Unternehmen. Nach einem zögerlichen Start entwickelte sich ein konstruktiver Austausch. Im Laufe der Jahre verbesserte sich das Risiko-Bewusstsein der Andritz AG und die Transparenz gegen aussen deutlich. Das Unternehmen war auch in keine Kontroversen mehr involviert. Der SVVK-ASIR bewertet dieses Engagement deshalb als Beispiel für die positiven Veränderungen, die mittels direkten Dialogs angeregt werden können.
Fokusthema: Kinderarbeit im Kakao-Anbau
Als weiteren Schwerpunkt beleuchtet der Bericht 2020-22 den thematischen Engagement-Dialog mit der Kakao- und Schokoladenindustrie zum Thema Kinderarbeit. Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinderarbeitende sind im grössten Kakao-Anbaugebiet in Westafrika tätig. Sie werden dort als günstige Arbeitskräfte eingesetzt, weil 90% der Bauernfamilien zu wenig für ihre Ernte erhalten. Die Armut der Kakaobauern wirkt sich auch auf den Klimawandel aus und zeigt die Verkettung von sozialen und Umweltfragen: Um der grossen Armut zu entfliehen und etwas mehr Ertrag zu erzielen, holzen viele Kleinbauern neue Urwaldflächen ab, um an fruchtbaren Boden zu kommen.
Der SVVK-ASIR fördert seit 2019 den Dialog mit den grössten Unternehmen der Kakao- und Schokoladenindustrie. Die beteiligten Unternehmen – darunter die Schweizer Unternehmen Barry Callebaut, Lindt & Sprüngli und Nestlé – verstehen heute besser, wie sie die Ursachen des Problems angehen können. Der Ball liegt nun bei ihnen, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen und konkrete Massnahmen auf den Weg zu bringen. Ein Schlüssel liegt dabei in der Zusammenarbeit der Industrie mit lokalen Partnern. Neue Gesetze in Europa und die Erwartungen von Verbrauchern und Investoren, wie der SVVK-ASIR sie im Rahmen dieses Engagements vertreten hat, werden diese Entwicklung zusätzlich unterstützen.
Link zum Bericht: Engagementbericht 2020-22