Biodiversität
Eine glaubwürdige Strategie gegen den Klimawandel erfordert auch, das Thema Biodiversität zu adressieren. Intakte Ökosysteme sind ein Schutz gegen den Klimawandel - und ihr Verlust einer seiner grössten Treiber. Durch drei Partnerschaften sucht der SVVK hierzu den Dialog mit den Unternehmen.
Ein unsichtbarer Prozess
Die Menschheit ist in hohem Masse von natürlichen Ressourcen und den Leistungen intakter Ökosysteme abhängig: Diese machen Böden fruchtbar, reinigen und speichern Wasser, sorgen für Bestäubung, schützen vor Erosion und Wetterextremen und leisten unzählige weitere, oft unsichtbare Dienste. Die Ausdehnung von Wohnfläche und Verkehrsachsen, die das Land zergliedern, sowie die intensive, stickstoff- und pestizidreiche Landwirtschaft setzen Gewässer, Böden und Artenvielfalt unter Druck. Die Schweiz als dicht besiedeltes Land ist davon besonders betroffen. Hinzu kommt der Klimawandel, der als Beschleuniger wirkt.
Gerät das Ökosystem ins Wanken, können Leistungen, die wir bisher als selbstverständlich hingenommen haben, nicht mehr ausreichend oder nur zu deutlich höheren Kosten zur Verfügung gestellt werden. Zudem steigen mit abnehmender Regulierungsfähigkeit der Ökosysteme die Kosten bei Schadensereignissen. Dies betrifft Unternehmen, Immobilien und sonstige Sachwerte in den Anlageportfolios von Investoren. Die sogenannten transitorischen und physischen Risiken wirken sich auf die langfristige Werthaltigkeit von Kapitalanlagen aus und sind aufgrund der Komplexität der Ökosysteme oft schwer zu quantifizieren. Die Kosten des Nichthandelns steigen und werden allein für die Schweiz auf 14 bis 16 Milliarden CHF im Jahr 2050 geschätzt (BAFU).
Unsere Erwartungen
Die Unternehmen in den Portfolios unserer Mitglieder sind bereits heute vom Verlust von Ökosystemleistungen betroffen. Dies gilt nicht nur für den Lebensmittelsektor. Auch andere Branchen sind direkt auf die Natur angewiesen, beispielsweise für neue Medikamente. Oft sind die Risiken in der Lieferkette verborgen und manifestieren sich schleichend. Dasselbe gilt auch für negative Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Natur.
Deshalb erwarten wir von allen Unternehmen in den Portfolios unserer Mitglieder, dass sie ihre Risiken in Bezug auf die Natur verstehen, evaluieren und anschliessend offenlegen. Wo sich signifikante Risiken zeigen, erwarten wir konkrete Massnahmen, um diese zu minimeren. Dies gilt für ihre eigene Geschäftstätigkeit, aber insbesondere auch für die Abhängigkeiten und Auswirkungen in der Wertschöpfungskette. Denn der Biodiversitätsverlust birgt auch ein grosses Risiko für Investoren wie Pensionskassen oder Sozialversicherungen. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) kommt in seinem Risikobericht 2024 zum Schluss, dass der Biodiversitätsverlust zusammen mit dem Kollaps des Ökosystems das drittgrösste globale Wirtschaftsrisiko in den nächsten zehn Jahren darstellt.
Partner für die Biodiversität
Mit diesen Erwartungen schliessen wir uns einer wachsenden Koalition globaler Investoren an, welche unser Anliegen teilen und die Unternehmen auffordern, die Natur besser mit einzubeziehen. Seit 2023 unterstützt der SVVK die FAIRR-Initiative sowie die neu gegründete Investorenkoalition Nature Action 100.
Um unsere globalen Engagements im Bereich Biodiversität umzusetzen, setzen wir seit Anfang 2024 auf eine neue Partnerschaft mit Robeco.
Darüber hinaus unterstützen wir das «Investor Statement on Nature» der World Benchmarking Alliance, das Unternehmen dazu auffordert, ihre Auswirkungen auf die Natur und ihre Abhängigkeiten von dieser zu identifizieren, zu bewerten und offen zu legen.