Alcons Weg zu Netto-Null

Augenheilkunde-Spezialist Alcon: Mehr Durchblick beim Klima

Unternehmen Alcon
Land Schweiz
Status Abgeschlossenes Engagement
Alcon case study

Bessere Transparenz und eine klare Strategie zur Erreichung der Klimaziele – diese beiden Forderungen standen im Zentrum eines zweijährigen Dialogs mit dem Augenheilkunde-Spezialisten Alcon. Vom erfolgreichen Austausch profitieren die Investierenden ebenso wie das Unternehmen selbst.

Wer Kontaktlinsen trägt oder eine Operation des Grauen Stars hinter sich hat, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits mit Produkten von Alcon in Berührung gekommen. Das 1945 gegründete amerikanisch-schweizerische Unternehmen mit Sitz in Genf und Hauptniederlassung in Forth Worth, Texas, gehört zu den führenden Herstellern von augenchirurgischen Produkten, Linsen und Augenpflegeprodukten. 2019 wird das Unternehmen vom Mutterkonzern Novartis abgespalten, an die Schweizer Börse gebracht und ist seither im Index der grössten Schweizer Unternehmen, dem Swiss Market Index (SMI), vertreten.

Hohe CO2-Emissionen, fehlende Klimaziele

Im Vergleich zu seinen Schweizer Peers fiel Alcon 2021 jedoch mit einer ungenügenden Klimapolitik auf. Seine CO2-Intensität, das heisst, die CO2-Emissionen je verdientem Franken, war hoch gegenüber vergleichbaren Unternehmen in der Schweiz und Alcons internationalen Mitbewerbern. Trotz der hohen Werte fehlte es an einer umfassenden CO2-Messung und konkreten Zielen für eine CO2-Absenkung.

Konstruktiver Dialog

2021 entschied sich der SVVK für einen Dialog mit Alcon und beauftragte einen Engagement-Partner, Columbia Threadneedle. Bald wurde klar, dass der Augenheilkunde-Spezialist zwei Jahre nach dem Gang in die Eigenständigkeit bei der Klimatransition noch am Anfang stand, die Berichterstattung war bescheiden. Jedoch zeigten sich die Verantwortlichen gesprächsbereit und offen gegenüber den Anliegen des SVVK und räumten ein, man sei «on a journey». Der SVVK adressierte insbesondere zwei Ziele: mehr Transparenz über die Emissionen und Risiken sowie eine wirksame Strategie zur Reduzierung des CO2-Ausstosses. Bereits im Folgejahr zeigte sich, dass Alcon das Thema professioneller anging: Das Unternehmen stellte erstmals einen Nachhaltigkeitsverantwortlichen ein, der Anfang 2022 seine Arbeit aufnahm.

Mehr Transparenz, doch weiter Luft nach oben

Alcon wurde transparenter und publizierte für das Basisjahr 2019 eine erste Schätzung für seine indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3): 1,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Einen Schritt weiter ging es auch bei der Klimaberichterstattung nach den international und in der Schweiz geforderten TCFD-Standards: Alcon veröffentlichte für das Geschäftsjahr 2021 erstmals einen TCFD-Bericht und schuf damit eine ausbaufähige Basis für das weitere Reporting.

Die CO2-Messung war allerdings noch unvollständig: Zwar hat sich das Unternehmen Ziele für seine betrieblichen Emissionen gesetzt und diese bereits im Jahr 2022 um fast einen Fünftel reduziert, doch machen die Emissionen aus der Lieferkette den weitaus grössten Teil des CO2-Fussabdrucks von Alcon aus. Woher stammen die 1,2 Millionen Tonnen CO2? Was waren die grössten Emissionstreiber in der Lieferkette von Alcon? Ohne diese Informationen war es noch nicht möglich, eine wirksame Strategie zu Senkung dieser «eingekauften» Emissionen zu entwickeln.

Alcon versicherte, die lückenlose Erfassung der Lieferantendaten voranzutreiben. Fortschritte konnte das Unternehmen 2022 bei den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz ausweisen und gab an, sich interne Ziele für die Zukunft gesetzt zu haben. Der SVVK würde die Publikation dieser Ziele begrüssen, um die Fortschritte nachvollziehen zu können.

Bessere Ratings

Mit dem Engagement-Dialog hatte der SVVK von Investorenseite zum richtigen Zeitpunkt ein wichtiges Zeichen gesetzt. Obwohl bei der Strategie noch einige Lücken bestehen, sind wir zuversichtlich, dass Alcon seine Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit auch 2024 fortführen wird. Erfreulicherweise konnte Alcon bereits erste Früchte seiner verbesserten Transparenz ernten: Führende Nachhaltigkeits-Ratingagenturen haben das Unternehmen jüngst deutlich besser bewertet. Der erfolgreiche Engagement-Dialog hat den Transformationsprozess von Alcon beschleunigt und seine Sicht auf Klimabelange wesentlich geschärft.

Quellen: SVVK-ASIR (2024), Columbia Threadneedle (2024), MSCI (2024), Sustainalytics (2024), ISS ESG (2021), Alcon 2022 Social Impact and Sustainability Report (2023). Bild: Bud Helisson, unsplash.