Der SVVK-ASIR führt Engagement-Dialoge mit mehr als 70 Unternehmen.
Institutionelle Anleger in der Schweiz sind heute gefordert, ihre Geldanlagen gezielt in Unternehmen zu tätigen, die relevanten Sozial- und Umweltaspekten Rechnung tragen. Der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) unterstützt seine Mitglieder – Schweizer Pensionskassen und Versicherungen – bei dieser Aufgabe. Allein im letzten Jahr führte der SVVK mit mehr als siebzig Unternehmen weltweit Engagement-Dialoge und forderte sie zu verantwortungsvollem Verhalten auf. Mit ersten Erfolgen, wie der jetzt veröffentlichte «Engagementbericht 2019» zeigt.
Der 2015 gegründete Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen hat zum Ziel, seine Mitglieder darin zu unterstützen, als institutionelle Anleger die Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ganzheitlich wahrzunehmen. Heute sind zehn institutionelle Anleger [1] – Pensionskassen und Versicherungen – beim SVVK organisiert; als 10. Mitglied stiess 2019 die Basellandschaftliche Pensionskasse BLPK dazu.
Erfolgreiche Engagement-Dialoge
In enger Zusammenarbeit mit international tätigen Experten setzt der SVVK in seiner Arbeit den Schwerpunkt auf den Dialog mit den Unternehmen, in welche seine Mitglieder investiert sind. Im ersten Schritt werden die Unternehmen auf Verstösse gegen die normative Basis [2] überprüft. Bei Unternehmen, deren Verhalten und Geschäftsgebaren systematisch und schwerwiegend gegen die normative Basis verstossen, wird in einem zweiten Schritt der Kontakt gesucht mit dem Ziel, diese im Rahmen von Engagement-Gesprächen zu mehr Verantwortung zu bewegen. Insgesamt führte der Verein – im Verbund mit seinem Partner Sustainalytics, einer führenden Nachhaltigkeits-Ratingagentur – 2019 weltweit mit mehr als siebzig Unternehmen solche Engagement-Gespräche.
In seinem «Engagementbericht 2019», den der Verein in diesen Tagen publiziert hat [3], berichtet der SVVK über einige Fallbeispiele. So gelang es etwa, die Petróleos Mexicanos S.A. (PEMEX), die wiederholt von schweren Arbeitsunfällen betroffen war, zu einem besseren Sicherheitsmanagement zu bewegen. Das Resultat lässt sich sehen, konnte das Unternehmen doch die Zahl der Arbeitsunfälle inzwischen halbieren. Im Fall einer geplanten riesigen Kohlemine in Australien zeigte sich der Mutterkonzern nach einigem Zögern bereit, Programme zum Schutz von Grundwasser und Biodiversität zu publizieren; die Substanz der Programme soll jetzt im Rahmen eines Engagement-Dialoges geprüft werden. Auch im Dialog mit einem europäischen Finanzdienstleister zeigten sich erste positive Auswirkungen: Das Unternehmen, das im Verdacht der Geldwäscherei im grossen Umfang steht, verstärkte inzwischen seine internen Ressourcen zur Kontrolle und Verhinderung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Auch hier geht der Dialog weiter.
Ausschluss als Ultima Ratio
Neben den Dialogen führt der SVVK eine Ausschlussliste. Darauf werden Unternehmen gesetzt, die mit ihren Produkten selbst gegen die normative Basis verstossen. Dazu gehören vor allem die Produzenten kontroverser, geächteter Waffen. Auf derselben Liste landen auch Unternehmen, die sich in den Engagement-Dialogen nicht offen zeigen für die nötigen Verbesserungen.
Die Ausschlussliste des SVVK ist öffentlich. Die seit 2016 publizierten Ausschlussempfehlungen werden inzwischen über den Mitgliederkreis hinaus beachtet; sie haben sich als breit abgestützter Standard im Schweizer Markt etabliert.
Thematischer Fokus
Als dritte Tätigkeit widmet sich der SVVK in thematischen Schwerpunkten komplexeren Fragen, welche nicht nur einzelne Unternehmen, sondern typischerweise ganze Branchen betreffen. Konkret befasst sich der Verein derzeit mit Aspekten des Klimawandels und mit der noch immer verbreiteten Kinderarbeit im Rahmen der Kakaoproduktion.
Auch hier wird der Kontakt mit ausgewählten grossen Marktteilnehmern gesucht.
Seit 2018 führt der SVVK gemeinsam mit seinem Engagement-Partner Sustainalytics einen Dialog mit zwanzig global führenden Stahl- und Zementproduzenten. Die Stahl- und Zementindustrien zählen zu den grössten CO2-Produzenten und sind für rund 13% der anthropogenen Klimagase verantwortlich.
Konkret geht es bei der auf drei Jahre angelegten Initiative darum, die Industrie auf klimaverträglichere Geschäftsmodelle vorzubereiten und auf die Umsetzung entsprechender Massnahmen hinzuwirken. Auch dieser Dialog zeigt inzwischen positive Resultate: Gleich mehrere global tätige Unternehmen kündigten inzwischen Massnahmenpakete zur besseren Klimaverträglichkeit an.
[1] Gründungsmitglieder (seit 2015): BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich, compenswiss (Ausgleichsfonds AHV/IV/EO), comPlan Pensionskasse Swisscom, Pensionskasse des Bundes PUBLICA, Pensionskasse Post, Pensionskasse SBB, SUVA. Weitere Mitglieder: Die Mobiliar (2018), Migros-Pensionskasse (2018), Basellandschaftliche Pensionskasse BLPK (2019).
[2] Normative Basis = Die normative Basis des SVVK stützt sich auf die im demokratischen Konsens etablierten Normen und Werte der Schweizer Bevölkerung. Sie finden in der Bundesverfassung, den Gesetzen und Verordnungen sowie in den von der Schweiz ratifizierten internationalen Abkommen ihren Ausdruck.
[3] Download Engagementbericht 2019